
Literaturempfehlung
- W. Goebel/ M. Glöckler / K. Michael: Kindersprechstunde
- G. Soldner / M-. Stellmann: Kinderkrankheiten natürlich behandeln
- J. Vagedes / G. Soldner: Das Kinder-Gesundheitsbuch
- E. Pickler: Lasst mir Zeit
- E. Pickler: Friedliche Babys - zufriedene Mütter
Anthroposophische Medizin
Mit unserem Bemühen um unsere kleineren und größeren Patienten stehen wir auf dem Boden der anthroposophischen Medizin, über die an dieser Stelle ein paar Gedanken geäußert werden sollen. Als Ärzte behandeln wir jeden Patienten individuell nach den Regeln der ärztlichen Kunst, die wir zunächst auf der Universität gelernt und geübt haben. Daran schloss sich die Facharztausbildung an. Darüber hinaus haben wir uns in entsprechenden Kursen und Studien jahrelang weitergebildet zum anthroposophischen Arzt.
Wir widmen uns dem individuellem Krankheitsgeschehen
Als anthroposophische Ärzte gehen wir zunächst von dem aus, was unmittelbar vor uns liegt an Beschwerden, Befunden und anamnestischen Daten. Wir wollen die Vielfalt der Symptome jedoch nicht voreilig auf enge Begrifflichkeiten reduzieren, sondern die Wahrnehmungsmöglichkeiten vertiefen und erweitern, um dem individuellen Krankheitsgeschehen gerecht zu werden. Das braucht entsprechend mehr Zeit, die wir uns auch gerne nehmen. Zu der akuten Problematik rückt auch die individuelle Konstitution des erkrankten Kindes oder Jugendlichen mit ins Blickfeld. In der anthroposophischen Anamnese und Befunderhebung schauen wir auf eine gegliederte Leiblichkeit, auf funktionelle Lebensprozesse und Regulationsvorgänge, auf seelische Stärken und Schwächen und auf die individuellen Möglichkeiten, mit den Gegebenheiten zurecht zu kommen und sich mit seinen Intentionen zu verwirklichen.
Vom Krank-werden-können zum Gesund-werden
Gesundheit ist nichts Statisches, nichts Fertiges, sondern ist ein Prozess und muss immer wieder neu errungen werden (Salutogenese). Krankheiten und auch Schicksalsschläge können manchmal Anlass für ein Innehalten, für eine Besinnung und eine Wende im Lebenslauf sein. Die Möglichkeit des Krank-werden-Könnens gehört zum Gesund-Werden dazu. Erziehen und Heilen haben beim Kind dasselbe Ziel: das Kind möge mit dem Wachsen auch immer gesünder werden. Die liebenden Eltern, Erzieher, Lehrer, Therapeuten und Ärzte vereinen ihre Bemühungen um den werdenden Menschen.
Schulmedizin sinnvoll erweitern
Die naturwissenschaftliche Schulmedizin hat durchaus ihre Berechtigung, solange sie sich nicht absolut setzt. Mit der Naturwissenschaft, die berücksichtigt, was uns die physischen Sinne – erweitert um technische Untersuchungsinstrumente – liefern, erfassen wir den physisch wahrnehmbaren Leib, insofern er der mineralischen Welt angehört. Eine darüber hinausgehende Lebenswissenschaft (erweiterter Goetheanismus) erfasst die Lebensprozesse, die uns konstituieren, ohne die der physische Leib nicht wachsen, sich regenerieren und reproduzieren würde; in der Pflanzenwelt erscheinen die Lebenskräfte deutlicher, reiner. Eine Seelenwissenschaft (erweiterte Psychologie) erfasst eine dritte Ebene von Kräften, die unser Seelenleben ausmachen, ein vielfältiges Bewusstsein und Unterbewusstsein schaffen und die Lebenskräfte einschränken; im tierischen Verhalten können wir diese Kräfte-Ebene ebenfalls beobachten. Nur der Mensch hat dem gegenüber noch eine vierte Kraft-Ebene, die wir als Ich-Kräfte ansprechen. In ihnen drückt sich die Persönlichkeit jedes Menschen aus, sie ermöglichen uns ein Bewusstsein von uns selbst und durchdringen alle anderen Kraftebenen.
Die anthroposophische Medizin entwickelt aus einem hier nur ganz knapp angedeuteten, erweiterten Menschen- und Weltbild erweiterte diagnostische und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten, die unserem ärztlichen Bemühen zugrunde liegen. Wir können oft homöopathische Arzneimittel miteinbeziehen. Daneben kennt die anthroposophische Medizin noch weitere Behandlungsprinzipien wie zum Beispiel im differenzierten Umgang mit der Wärme oder in der Behandlung mit Heileurythmie und anderen, künstlerischen Therapien.